Der Umgang macht’s

Am 26. Juni ist Anti-Drogen-Tag. Ein Gespräch mit Catherina Pieroth über den Unterschied von legalen und illegalen Drogen und die Perspektive der Präventions- und drogenpolitischen Arbeit in Berlin.

Anti-Drogentag – das ist doch nichts für eine Grüne, oder?

Catherina Pieroth: Ganz im Gegenteil. Ich weiß, es geht immer noch das Gerücht um, Grüne würden die Gefahren von Drogenkonsum verharmlosen. Doch das ist eine Legende.

Was ist dann anders an grüner Drogenpolitik?

Catherina Pieroth: Die Unterscheidung zwischen den so genannten legalen und illegalen Drogen ist, um es deutlich zu sagen, Quatsch. Es wiegt uns in scheinbarer Sicherheit: Hier die schlimmen illegalen Drogen, wie Cannabis eben. Da die Legalen, die dann auch gar nicht als Drogen angesehen werden. Tatsächlich kommt es darauf an, welche Art von Substanzen und wie viele davon Menschen konsumieren.

Du meinst, es gibt verantwortungsvollen Drogenkonsum?

Catherina Pieroth: Aber natürlich. Schauen wir uns den Alkohol an. Ein Glas Wein am Tag kann bekanntermaßen die Gesundheit fördern. Dennoch ist Alkohol nicht harmlos. Mehr als 70.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums.

Müsste man Alkohol im Grunde verbieten?

Catherina Pieroth: Aber nein. Doch wir brauchen starke Präventionsarbeit. Und wir müssen die Kinder von alkoholkranken Eltern unterstützen. Das ist immerhin jedes sechste in Deutschland. In Berlin haben wir dank GRÜN in der Regierung die Mittel zur Präventionsarbeit auf vier Millionen Euro erhöht.

Auch bei zu frühem und erhöhtem Konsum von Cannabis können Gefahren drohen. Ihnen ist aber nicht mit Tabuisierung und Verbotspolitik beizukommen. Ganz im Gegenteil. Deswegen wollen wir das Cannabis-Modellprojekt mit kontrollierter Abgabe von Cannabis an Erwachsene. Und das wissenschaftlich begleiten lassen. Das bedeutet Jugend- und Verbraucherschutz und nebenbei lernen wir auch endlich die Zielgruppe besser kennen.

Dein Wunsch zum Anti-Drogentag?

Catherina Pieroth: Viel mehr Aufklärung, damit Menschen tatsächlich die Möglichkeit bekommen, ihren Konsum selbstbestimmt zu gestalten. Und natürlich Hilfe für die, die eine Sucht entwickelt haben – nach was auch immer.